Neuer Schwung für Schopfheimer Kamerun-Projekt - Schopfheim - Badische Zeitung

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Entwicklungskooperation

VonHans-Jürgen Hege

Do, 10. Februar 2022um 19:48 Uhr

Schopfheim

Das Kamerun-Projekt des Schopfheimer Dikome-Vereins lief zuletzt etwas harzig, Nun nimmt die Entwicklungskooperation wieder Fahrt auf. Eine Schopfheimer Delegation hat sich vor Ort ein Bild gemacht.

Nach mehrjährigem, teilweise beunruhigendem Stillstand und losen Kontakten per Mail oder Telefon nimmt das Kamerun-Projekt des Dikome-Vereins langsam wieder Fahrt auf. Anfang Januar starteten Richard Renz, Susann Pflüger-König und Antje Obatolu eine eigentlich längst überfällige Reise vom Corona geschuldeten "Hochrisikogebiet Deutschland" ins "Hochrisikogebiet Kamerun", um die dort seit vielen Jahren laufenden Projekte wieder einmal unter die Lupe zu nehmen.Um es vorweg zu sagen: Die Bestandsaufnahme, die notwendig schien, nachdem "die Einwohner von Dikome langsam aus ihren primitiven Notbehausungen im Regenwald, die sie wegen der 2019 ausgebrochenen Unruhen bezogenen hatten, erst jetzt wieder in ihre Dörfer zurückkehren", fiel laut Richard Renz "besser aus, als erwartet." Eine 40-köpfige Initiative, zu der Paramountchef Cyril Sakwe, Mayor Victor Nebare und Peter Nanje gehören, begleite derzeit " als politisch Verantwortliche einen Friedensprozess", der Wege aus der Krise öffnen könne. Darauf jedenfalls deute das Ergebnis eines Meetings hin, zu dem die Schopfheimer Delegation auch den neuen Mayor Nebare Victor Motuba ins Hotel nach Douala eingeladen hatte. Besprochen wurde dabei unter anderem ein neues Zuschussprogramm der Regierung, mit dem Infrastrukturprojekte angestoßen werden sollen wie aktuell der Aufbau einer Fischzucht oder der Bau eines Kulturzentrums als Begegnungsstätte für alle Teile der Bevölkerung oder der Ausbau von Straßen, ohne deren Sanierung "Projektumsetzungen schier unmöglich" seien, wie Renz im Pressegespräch am Donnerstag im Rathaus betonte. Dabei unterstrich er auch die Bedeutung einer Fischzucht, die der Dikome-Verein mit einer solargetriebenen Kühlanlage fördern möchte.WasserBei der "Evaluierung" der Vereinsprojekte wurde deutlich, dass an vielen Ecken "Nachholbedarf" besteht. Um die Wasserversorgung zu sichern, habe zwar die Erschließung einer weiteren Quelle begonnen. Aber "der fast dreijährige Stillstand hat den unterdimensionierten Leitungen im Dorf stark zugesetzt." Also wurde beschlossen, "mit Unterstützung des Wiesentäler Wasserlaufs eine Generalsanierung in Angriff zu nehmen." Die Wasserversorgung in Bikoki und Bakumba sei dank regelmäßiger Wartung in Betrieb, berichtete Renz. Doch die mit Hilfe des Rotary-Clubs errichtete "Betenge-Brücke" wurde von wiederholtem Hochwasser teilweise zerstört und muss für einen fünfstelligen Betrag dringend saniert werden, weil Kaffee aus drei dahinter liegenden Dörfern nicht mehr angeliefert werden könne. "Und dann", so Richard Renz, "fehlen uns 15 Tonnen Kaffee."KaffeeFür die Bauern sind die Geschäfte mit dem Kaffee aber sehr wichtig, zumal die Schopfheimer ihn quasi per Handschlag bei den Bauern für 2,40 Euro pro Kilo, also deutlich über dem bei den "Dealern" üblichen 80 Cent, einkaufen. Leider laufe es mit dem Transport nach Deutschland aber nach wie vor "stockend" und das sei noch gelinde formuliert. "Die letzte Ernte lagert noch immer in Duala. Es fehlt einfach ein Schiff, das den Kaffee nach Europa transportiert", erklärte Renz, dessen Team die nächste Lieferung im April 2022 und eine weitere im Sommer erwartet. Voraussetzung sei aber, dass alles gut geht in Kamerun, wo die geschälten Bohnen "unter äußerst gefährlichen Bedingungen" zum Hafen befördert werden müssen.SchulenWeil "das Risiko für die Lehrer und das Haus in Bakumba noch zu groß" sei, habe der Verein "die Öffnung der Schule für alle weiter ausgesetzt". Lediglich die von der Schönauer "FUSS"-Initiative unterstützte Ausbildung für Solartechniker finde statt. Ein neuer Lehrgang werde in wenigen Tagen begonnen.FinanzenMit gemischten Gefühlen machte sich die Delegation an die Prüfung der Kasse vor Ort. "Aber wir stellten fast ein wenig erstaunt fest, dass die Sorgen unbegründet und alle Belege vorhanden waren", freuten sich Renz und die Kassenprüferin Susann Pflüger-König, die beide den zuständigen Partnerinnen in Dikome, Emerence Etongwe und Obe Naje, "eine sehr gute Arbeit" bescheinigten.Der VereinSchopfheims Bürgermeister Dirk Harscher hatte das Pressegespräch zum Stand der Dinge in Dikome auch deshalb organisiert, um die Bevölkerung aufzurufen, weiter zu spenden. Denn "die Armut und der schlechte Zustand großer Teile der Bevölkerung sind trotz der Wiederaufnahme der Aktivitäten vor Ort noch immer nicht gelöst." Die Menschen hofften nach wie vor auf medizinische Unterstützung und Lebensmittellieferungen aus Deutschland. Sie könnte auch in die Gänge kommen, weil im Rahmen des Besuchs auf Einladung Italiens sehr erfreuliche Gespräche mit dem Botschafter Italiens, dessen Frau aus dem Landkreis Lörrach stammt, und dem Botschafter Deutschlands stattgefunden haben. Und für diese dringend benötigte Hilfe aus der Markgrafenstadt seien die Schopfheimer "ganz sicher zu gewinnen", ist Dirk Harscher überzeugt.Spendenkonten: VR-Bank Dreiländereck: DE05 6839 1500 0006 3314 08 / BIC: GENODE61SPF; Sparkasse Wiesental: DE89 6835 157 0003 1911 11

Ressort: Schopfheim