Klimaanlage richtig bedienen: Prima Klima das ganze Jahr

Klimaanlage richtig bedienen: Prima Klima das ganze Jahr
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  • Von deutschewhiskybrenner
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Eine Klimaanlage im Auto sorgt in jeder Jahreszeit für angenehme Temperaturen und beschlagfreien Durchblick. Der ADAC erklärt Funktion, Wartung und spezifische Probleme. Denn entscheidend ist die richtige Bedienung – hier kann man vieles falsch machen.

Schwitzen in der Sommerhitze ist für die meisten Autofahrer längst kein Thema mehr. Galten Klimaanlagen früher noch als Luxusausstattung, werden heute mehr als 90 Prozent aller Personenwagen mit „prima Klima“ an Bord ausgeliefert. Das bringt nicht nur im Sommer Vorteile, denn in der kälteren Jahreszeit reduziert das System die Luftfeuchtigkeit und hält damit die Scheiben beschlagfrei.

Doch wie alle Aggregate im Fahrzeug braucht auch die Klimaanlage neben der optimalen Bedienung eine angemessene Pflege und Wartung. Der ADAC hat alle wichtigen Informationen, Hinweise und Tipps für die Autofahrerin und den Autofahrer zusammengefasst.

Kälte durch das Kühlschrank-Prinzip

Die Klimaanlage funktioniert ähnlich wie ein handelsüblicher Kühlschrank. Ein Kompressor (im Auto mit einem Keilriemen vom Verbrennungs- oder Elektromotor angetrieben) verdichtet ein spezielles Gas, das bei diesem Prozess heiß wird. Im Kondensator wird es vom Fahrtwind abgekühlt und dabei flüssig. Sobald der Druck im Kühlkreislauf nachlässt und das Kältemittel wieder verdampft, kühlt es bis auf etwa 2 Grad Celsius ab. Beim Übergang in den gasförmigen Zustand entzieht das Kältemittel der Luft, die in das Auto einströmt, Wärme: Aus den Lüftungsöffnungen strömt dann den Insassen eine kühlende Brise entgegen.

Die Schmierung von Kompressor sowie Dichtungen erfolgt bei eingeschalteter Klimaanlage durch ein spezielles Öl, das dem Kältemittel beigefügt ist. Während bei einfachen Kompressoren die Regelung durch Ein-/Ausschalten erfolgt, wird bei modernen Systemen die Kälteleistung durch ein veränderliches Hubvolumen angepasst. Die unterschiedliche Leistungsaufnahme des Kompressors ist dann auch entscheidend für die Höhe des Mehrverbrauchs (siehe weiter unten).

Die Klimaanlage nutzt auch im Winter

Eine Klimaanlage verringert neben der Temperatur im Fahrzeug auch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft: Bei tiefen Temperaturen am Verdampfer kondensiert die Luftfeuchtigkeit, das entstehende Wasser wird durch einen Schlauch ins Freie abgeleitet. Die Entfeuchtung trägt aber nicht nur an schwülwarmen Tagen erheblich zum Komfort der Fahrzeuginsassen bei. Denn auch in der regnerischen Übergangszeit und im Winter bei Temperaturen über etwa 5 Grad Celsius kann man mithilfe der Klimaanlage die Luftfeuchtigkeit im Fahrzeuginnenraum niedrig halten und so das Beschlagen der Scheiben verhindern.

Ist es sehr kalt, schaltet die Klimaanlage ab

Bei Außentemperaturen unter etwa 5 Grad Celsius funktioniert die Klimaanlage nicht: Der Kompressor, der für die Kälteleistung zuständig ist, wird automatisch abgeschaltet, da sonst der Verdampfer vereisen könnte. Bei diesen Temperaturen hilft das regelmäßige Putzen der Scheibe enorm: Eine schmutzige Scheibe bindet die feuchten Luftpartikel an sich und beschlägt deshalb deutlich schneller als eine saubere.

Tipps für die Bedienung der Klimaanlage

Damit die Klimaanlage möglichst keine Probleme bereitet, sollten Sie diese Tipps beachten:

Mehrverbrauch durch Klimaanlagen

Ja: Die Nutzung einer Klimaanlage verbraucht zusätzlich Sprit. Die Größenordnung des Mehrverbrauchs hängt stark von der Außentemperatur, dem Fahrzeugeinsatz, der gewählten Kühlleistung sowie dem technischen Stand der Klimaanlage ab. So hat ein ADAC Vergleichstest von Klimaanlagen ergeben, dass es tatsächlich relevanteVerbrauchsunterschiede bei manuell, halb- oder vollautomatisch angesteuerten Klimaanlagen gibt.Bei hohen Temperaturen kann der Mehrverbrauchswert im Extremfall in der Abkühlphase 2,5 bis 4 Liter betragen – hochgerechnet auf 100 Kilometer Fahrstrecke. Beim anschließenden Halten der Temperatur sind es in der Stadt ca. 1 bis 2 Liter, außerorts 0,2 bis 0,7 Liter. Erfahrungswerte aus dem ganzjährigen Durchschnitt liegen bei ca. 0,5 bis 1,0 Liter. Man sollte eine Klimaanlage also „bewusst“ ein- bzw. ausschalten. Aber auch nicht am falschen Platz sparen: Schon 27 Grad Celsius im Fahrzeuginneren wirken für den Fahrer belastend. Sein Pulsschlag und die Körpertemperatur steigen, die Konzentration und das Reaktionsvermögen lassen nach. Ein Temperaturanstieg von 25 auf 35 Grad steigert das Unfallrisiko Studien zufolge um 20 Prozent. Das wäre in etwa so, als würde man sich mit 0,5 Promille Alkohol im Blut ans Steuer setzen.

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Wartungsvorgaben der Hersteller

Die Vorgaben und Empfehlungen zur Wartung der Klimaanlagen sind sehr unterschiedlich. Während die Fahrzeughersteller eine Klimaanlagen-Wartung mit Aufbereiten und Nachbefüllen von Kältemittel erst dann vorsehen, wenn die Kälteleistung merklich reduziert ist, empfehlen die Servicefirmen wegen möglicher teurer Folgeschäden durch Kältemittelverlust (mangelnde Schmierung) meist eine entsprechende Wartung alle 2 Jahre (Kosten ungefähr 60 bis 130 Euro).Im Rahmen der Fahrzeug-Inspektionsarbeiten werden derzeit von den meisten Herstellern keine Prüfungen an der Klimaanlage durchgeführt, die eine ausreichende Beurteilung der Kühlleistung und somit auch des Kältemittel-Füllstandes erlauben. Häufig wird nur im Rahmen der Probefahrt die Funktion grob beurteilt (Kühlung ja/nein), was insbesondere im Winter keine klare Aussage ermöglicht.Nach Erfahrungen des ADAC können ältere Fahrzeug-Klimaanlagen einen Kältemittelverlust von 8 bis 10 Prozent pro Jahr aufweisen. Das entspricht einer Verlustmenge je nach Anlage von etwa 60 bis 130 Gramm pro Jahr bei einer Füllmenge zwischen 500 und 1500 Gramm. Bei neueren Klimaanlagen darf die Leckrate laut gesetzlicher Regelungen nicht über 40 Gramm pro Jahr (System mit zwei Verdampfern 60 Gramm pro Jahr) betragen. Es sind aber keine Schäden an der Klimaanlage zu erwarten, wenn nach einer merklichen Kälteleistungsreduzierung die Anlage von einer Fachwerkstatt gewartet wird (Aufbereitung und Ergänzung des Kältemittels, Dichtigkeitsprüfung usw.)

Geruchsbildung bei Klimaanlagen

Üble Gerüche entstehen insbesondere dann, wenn angesaugte Schmutzpartikel (Staub, Pollen usw.) auf der Verdampferoberfläche in Verbindung mit kondensierter Luftfeuchtigkeit Bakterien- und Pilzkulturen bilden. In der Regel halten Innenraum-Luftfilter Schmutz und Keime zwar zurück, und auch das ablaufende Kondenswasser spült Verunreinigungen weg. Doch aufgrund des feuchten Milieus an der Oberfläche des Verdampfers können dort – wenn diese Oberfläche nicht abtrocknen kann – Schimmelpilze und Bakterienkulturen entstehen.

Bei Bakterien- und Pilzbefall sollte die Klimaanlage umgehend desinfiziert werden, da insbesondere bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem allergische Reaktionen vom chronischen Dauerschnupfen bis hin zum Asthma bronchiale nicht ausgeschlossen werden können. Vorsorglich kann auch der Innenraumfilter (immer mit Aktivkohle!) nach den feuchten Jahreszeiten Herbst und Winter im Frühjahr gewechselt werden.

Umweltverträgliche Kältemittel

Das früher verwendete Kältemittel für Klimaanlagen R134a fördert beim Austreten den Treibhauseffekt. Daher wurde es bei Neufahrzeugen verboten (darf aber noch gewartet sowie aufgefüllt werden) und inzwischen durch das R1234yf ersetzt. Allerdings ist dieses Kältemittel, für das ein Gaslieferant ein Fast-Monopol hat, ebenfalls umstritten: Es zeigt im Falle eines Unfalls ein gefährliches Brandverhalten und verursacht höhere Wartungskosten. Die Zukunft liegt wohl in Klimaanlagen mit Kohlendioxid, erste Serienfahrzeuge damit sind bereits auf dem Markt.

Fachliche Beratung: Matthias Zimmermann, ADAC Technikzentrum

Thomas KroherRedakteurKontakt

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