Weil das Coronavirus über Atemwegs-Aerosole übertragen wird, gilt das Stillen an sich inzwischen als sicher. Trotzdem müssen Frauen während des Stillens Corona-Hygieneregeln beherzigen. – Foto: AdobeStock/LoloStock
Bei der Corona-Impfung ist die wissenschaftliche Datenlage klar: Ungeimpfte schwangere Frauen landen sechsmal so oft mit Covid-19 auf der Intensivstation wie geimpfte; ihr Frühgeburtsrisiko ist fast doppelt so hoch wie bei gesunden. Deshalb rufen Frauenärzte dringend zur Impfung auf: Frauen mit Baby im Bauch auf der Intensivstation stellten „unnötige Tragödien“ dar. Doch wie sieht es aus, wenn die stillende Mutter infiziert ist? Ist Stillen dann womöglich fürs Kind gefährlich?
„Substanzielle Beweise, dass Stillen kein Risiko darstellt"
„Nach einer kürzlich erfolgten Infektion kann in seltenen Fällen Sars-CoV-RNA in Muttermilch nachgewiesen werden“, schreiben die US-Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Pediatric Research, in der jetzt die Resultate der Studie publiziert wurden. „Aber wir fanden keine Anhaltspunkte dafür, dass Muttermilch infektiöse Viren enthält oder das Stillen einen Risikofaktor für eine Übertragung der Infektion auf Säuglinge darstellt.“ Die Daten lieferten substanzielle Beweise, dass das Stillen von Frauen, bei denen eine überstandene Sars-CoV-2-Infektion bestätigt oder vermutet wurde, kein Risiko für Säuglinge darstelle.
110 stillende Mütter – keine einzige Probe mit Virus
Erbmaterial (RNA) des neuartigen Coronavirus war in früheren Studien bereits in Muttermilch nachgewiesen worden. Aber ob davon eine Gesundheitsgefahr ausgeht – dazu konnten bisher keine belastbaren Aussagen gemacht werden. Die Studienlage war zu dünn. Die US-Wissenschaftler der Universität San Diego in Kalifornien untersuchten nun 110 laktierende (Muttermilch produzierende) Mütter mit und ohne bestätigte Covid-19-Infektion. „In keiner einzigen Probe wurde ein infektiöses Virus gefunden“, schreiben die US-Mediziner in dem im Januar erschienen Fachbeitrag.
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Die jetzt vorgelegte US-Studie ist zwar von der Probandenzahl her klein. Aber: Sie deckt sich mit Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Weil Muttermilch wahrscheinlich keine Übertragungsquelle ist, empfiehlt auch die „Nationale Stillkommission“ in Deutschland den Frauen, ihre Babys zu stillen. „Die Vorteile des Stillens überwiegen“, heißt es in einer Stellungnahme des am Max-Rubner-Institut in Karlsruhe beheimateten Gremiums.
Covid-19-Infektionsschutz: Was Stillende trotzdem beachten müssen
Da Covid-19 über virushaltige Tröpfchen aus der Atemluft übertragen wird, raten die Experten, beim Stillen die coronatypischen Hygienemaßnahmen zu beherzigen. „Mütter, die mit Covid-19 infiziert oder möglicherweise infiziert sind, sollten beim Stillen durch gründliches Händewaschen vor und nach dem Kontakt mit dem Kind und durch Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes eine Virusübertragung durch Tröpfcheninfektion verhindern“, heißt es in einer Empfehlung der Stillkommission.
Auch beim Milchabpumpen auf Hygiene achten
Wenn eine an Covid-19 erkrankte Mutter nicht in der Lage sei, ihr Kind zu stillen, sei besondere Unterstützung erforderlich. Die Muttermilch könne auch abgepumpt und über eine weitere Person an den Säugling verfüttert werden. „Auch hierbei sollte auf die Hygiene geachtet und Pumpe sowie Fläschchen sollten nach dem Gebrauch sterilisiert werden“, so die Stillkommission weiter. Diese Hygienemaßnahmen werden in Verbindung mit dem Reinigen/Desinfizieren von kontaminierten Oberflächen generell für den Umgang von infizierten oder möglicherweise infizierten Personen mit Kindern empfohlen.
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