Ringen um Potsdamer Tropenhalle : Keine Mehrheit für Schuberts Biosphären-Pläne in Sicht

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Ringen um Potsdamer Tropenhalle : Keine Mehrheit für Schuberts Biosphären-Pläne in Sicht
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  • Von deutschewhiskybrenner
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Potsdam - Für die ambitionierten Pläne von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und seiner Bauverwaltung für einen millionenschweren Umbau der Biosphäre zu einer Klima-Freizeithalle ist in der Stadtpolitik aktuell keine Mehrheit absehbar. Das zeigte sich am Dienstagabend bei einer Digitalsitzung des Bauausschusses der Stadtverordneten.

Dabei meldeten sich Kritiker aus diversen Fraktionen zu Wort, selbst aus Schuberts rot-grün-roter Rathauskooperation. Vereinzelt wurde sogar wieder von einem möglichen Abriss der nun 20 Jahre alten und chronisch defizitären Halle gesprochen. Damit scheint der erhoffte Umbau-Beschluss, für den Schubert geworben hatte, derzeit kaum möglich. Wie es nun weitergehen kann, ist offen.

Grünen-Fraktionschef Zöller: "Ein Energiefresser"

So sagte Grünen-Fraktionschef Gert Zöller, zwar sei es lobenswert, dass in der umgebauten Biosphäre über den Klimawandel informiert und diverse Zonen der Erde simuliert werden sollten. Doch ein "Energiefresser", wie dieses Gebäude es sei, konterkariere das Anliegen.

Der SPD-Stadtverordnete Pete Heuer machte mehrfach deutlich, die Kosten für so ein "teures Gewächshaus" seien zu hoch für die Stadt. Man müsse mehr den Bedarf im Bornstedter Feld abdecken, dort würden Freizeitangebote benötigt. Hierzu hatte die CDU bereits einen Änderungsantrag vorbereitet: Die Tropenhalle als Stadtteilzentrum zu nutzen, mit Sportanlagen, Bad, Gastronomie sowie Jugendangeboten. Da die Halle ohnehin nicht kostendeckend sei, müsse diese nun eben dem schnell gewachsenen Stadtteil dienen, so die CDU.

Vom Bürgerbündnis sagte Horst Heinzel, nach vielen Planungen und Gutachten für weit mehr als eine Million Euro sei bisher keine tragfähige Idee herausgekommen. "Und Klimazonen kann man auch kostengünstig mit der VR-Brille simulieren." An einem Abriss oder Neubau komme man kaum vorbei.

Nur ein Linker spricht explizit für Schuberts Pläne

Dies blieb vorerst eine Einzelmeinung. So mahnte Steffen Pfrogner von der Fraktion Die Andere, im Sinne des Klimaschutzes müsse man mit Gebäuden aus dem Bestand leben lernen - kritisch sehe man aber etwa die perspektivischen Pläne der Bauverwaltung für ein Hotel an der Halle, das den Volkspark weiter beschneiden könne.

Voll umfänglich pries nur Ralf Jäkel von den Linken die Schubert-Pläne: Die Biosphäre müsse als Kleinod erhalten bleiben. Es sei auch normal, dass so ein Objekt nicht kostendeckend arbeite - dafür müsse man eben finanzielle Hilfen von anderswo erschließen. Doch seien Fördergelder ungewiss oder nicht mehr möglich, räumte Bert Nicke als Chef des kommunalen Biosphären-Betreibers Pro Potsdam ein. Man müsse mit einem "Worst Case"-Szenario bei der Finanzierung rechnen, sagte er. Das habe man in den Plänen auch getan.

Wie teuer wird es wirklich?

Zweifel gab es gleichwohl an den Umbaukosten, die die Verwaltung derzeit mit 18,2 Millionen Euro beziffert. Man nehme dabei aber jährliche Steigerungen von rund fünf Prozent an - gerechnet ab 2019, räumte das Rathaus ein. Damit aber würden sich rein rechnerisch die Kosten bis zum geplanten Baubeginn Mitte des Jahrzehnts um jährlich mindestens eine Million Euro erhöhen, auf rund 25 Millionen Euro. Dazu kämen laut Rathaus Einnahmeverluste in Höhe von 3,1 Millionen in der Umbauzeit, die die Stadt tragen müsste.

Grünen-Kreischef Ken Gericke, der als sachkundiger Einwohner in dem Ausschuss sitzt, verwies zudem auf rund 1,6 Millionen Euro pro Jahr, die die Biosphäre auch nach dem Umbau pro Jahr kosten würde - wobei es bessere Alternativen für solche Klimagebäude in anderen Städten wie Erfurt oder Bremen gebe: "Da kann Potsdam nicht konkurrieren." Diese Häuser würden auch von den jeweiligen Bundesländern finanziert, ergänzte Heuer - Potsdam übernehme sich hier.

Baudezernent Rubelt: Entscheidung muss her

Die vielen Negativ-Beiträge sorgten bei Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) schließlich für Verärgerung. Die Stadtverordneten hätten doch selbst 2019 beauftragt, dass man eine Umsetzungsvariante für die Umbaupläne vorlegen solle. Komme man nun zu keiner Entscheidung, werde man dem Hallenbetrieb "adé" sagen müssen, drohte Rubelt - nach PNN-Informationen gilt die Halle als starker Sanierungsfall. Am Mittwoch teilte eine Rathaussprecherin auf Anfrage zur möglichen Nutzungsdauer mit, grundsätzlich könne das Gebäude noch betrieben werden. Jedoch seien kontinuierlich Reparaturen und Instandsetzungsarbeiten nötig, um allen gesetzlich geltenden Normen und Vorschriften zu entsprechen.In diesem Jahr müsse beispielsweise die Brandmeldeanlage modernisiert werden.

Rubelt sagte auch, vor 2019 habe man alle denkbare Varianten geprüft. Gerade mit geringeren Eintrittseinnahmen hätten sich diese als durchweg zu teurer erwiesen, hieß es weiter - auch mit Blick auf den CDU-Antrag zur Umnutzung. Dem widersprach SPD-Mann Pete Heuer: Eine preiswerte Kaltlufthalle, offen, nur mit Dach, sei noch nicht durchgerechnet worden, dafür aber die "teuersten Indoor-Volleyballplätze der Welt" oder die Variante einer Eisbahn. Das Rathaus müsse seine "permanente Verweigerungshaltung" gegen diese Idee aufgeben, forderte er. Zudem zeige sich, dass das 2019 verfolgte Konzept des Umbaus eben nicht realisierbar sei, so Heuer.

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Das sahen Baudezernent Rubelt und Heuers Parteifreund sowie Verwaltungsbaufachmann Harald Kümmel anders. So seien schon jetzt die Hälfte der vor Corona 130 000 bis 170 000 Besucher pro Jahr aus Potsdam, sagte Kümmel. Rubelt verwies auf den Nutzwert dieses Lernorts für Schulen, aber auch auf geplante Synergieeffekte mit dem Volkspark, die auch Anwohnern zu Gute kommen könnten - etwa mit einem Biergarten an der Halle. Auch Oberbürgermeister Schubert hatte explizit für die Pläne geworben. Doch angesichts der Wortmeldungen kann er sich der Mehrheit der rot-grün-roten Rathauskooperation bei diesem Thema nicht sicher sein.

Der Geburtsfehler der Halle: Sie kann nicht umgebaut werden

Nachdenklich äußerte sich Babette Reimers von der SPD. Der Geburtsfehler, der seit Jahren schon für die Unzufriedenheit mit dem Thema sorge, sei eben die Tatsache, dass sich die Halle nicht umnutzen lasse: So ein Gebäude würde heute nicht mehr errichtet. Bei diesem Punkt erntete sie einige Zustimmung. Gleichwohl würden sich so auch Hoffnungen auf ein Stadtteilzentrum nicht erfüllen lassen, sagte Reimers. Sie wolle aber auch keinen Abriss - man werde mit den Schmerzen der hohen Kosten eben umgehen lernen müssen.

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Ein Beschluss fiel in dieser Lage nicht, auch weitere Ausschüsse sollen sich dem Dauerproblem noch annehmen. "Am Ende wird es wohl auf eine weitere Untersuchung hinauslaufen, was möglich sein könnte", frotzelte ein Verfahrensbeteiligter am Rande. Denn auch eine Abrissdebatte sei unpopulär.