Die wieder ansteigenden Neuinfektionen mit Covid-19 in den USA rücken die Aktie von Regeneron Pharma wieder in den Fokus der Anleger. Um gut 40 Prozent stieg der Börsenwert des US-Biotechunternehmens in den vergangenen drei Monaten. Beflügelt wird der Run durch die Verkaufszahlen für das Antikörpermedikament Regen-Cov, das bei Covid-19-Patienten die Zahl von schweren Krankheitsverläufen deutlich verringert.
Mehr als 100 000 Dosen pro Woche liefert Regeneron aktuell als kostenlose Therapie. Weltweit erregte der Antikörpercocktail erstmals Aufmerksamkeit im Oktober 2020, als Ex-US-Präsident Donald Trump nach seiner Infektion mit Covid-19 damit behandelt wurde. Im Anschluss machte sich die US-Regierung für die Notfallzulassung von Regen-Cov stark. Rund 1,5 Millionen Dosen zu einem Preis von je 2100 US-Dollar hat die Regierung in Washington seitdem geordert. Inzwischen ist der Virenkiller auch für die monatliche Prävention bei Hochrisikogruppen wie Pflegepersonal in Kliniken und Pflegeheimen zugelassen.
Lukrative Umsatzbeteiligungen
Wie der Verkauf von Regen-Cov das Geschäft von Regeneron beflügelt, zeigen die jüngsten Quartalszahlen. Der Nettogewinn stieg um mehr als das Dreifache auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Die Konzernerlöse schnellten von 1,95 Milliarden im Vorjahr auf 5,14 Milliarden US-Dollar nach oben. Fast 3,1 Milliarden Dollar steuerte Regen-Cov bei.
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Aber auch ohne das Medikament schaffte Regeneron ein Umsatzplus von 22 Prozent, weil sich die beiden anderen Milliardenprodukte Eylea und Dupixent sehr gut verkaufen. Für beide erhält Regeneron Umsatzbeteiligungen. Das Augenmittel Eylea legte beim Umsatz um 33 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar zu. Regeneron verbuchte davon die US-Umsätze in Höhe von 1,42 Milliarden Dollar. Vom um 59 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz mit Dupixent - ein Mittel gegen atopische Dermatitis - erhielt Regeneron von Partner Sanofi 437,7 Millionen Dollar.
Unterschätztes Biotechschwergewicht
Regeneron versteht es exzellent, das Marktpotenzial seiner Blockbuster konsequent zu vergrößern. "Eylea und Dupixent sind absolute Topseller in ihren Indikationen", meint Lukas Leu, Healthcare-Analyst bei Bellevue Asset Management. Eylea hat seit der erstmaligen Zulassung im Jahr 2012 zur Behandlung für altersbedingte Makuladegeneration (AMD), die in den Industriestaaten häufigste Augenerkrankung, den Umsatz und Marktanteile ausgebaut. Für den Biotechexperten Leu schneidet Eylea in einigen Punkten besser ab als die Wettbewerber: "Bei derselben hohen Wirkung führen andere Produkte zu mehr Nebenwirkungen und Entzündungen im Auge. Dazu kann bei Eylea das Dosisintervall verlängert werden."
Noch mehr Potenzial für die Zukunft verspricht Dupixent zur Behandlung von atopischer Dermatitis. Aufgrund des differenzierten Wirkmechanismus rechnen sich Regeneron und Sanofi gute Chancen aus, mit Zulassungen bei anderen Autoimmunerkrankungen das jährliche Umsatzpotenzial auf weit über zehn Milliarden US-Dollar auszuweiten. Eine Schlüsseletappe ist die für den 21. Oktober festgesetzte Entscheidung für die Zulassung zur Behandlung von Asthma bei Kindern.
In der Krebsmedizin setzt Regeneron große Stücke auf Libtayo. "Dieser Wirkstoff bildet die Basis für die eigenen Kombinationsansätze für die Immunonkologie und ist deshalb wichtig, um die Pipeline deutlich in Richtung Onkologie zu diversifizieren", erläutert Biotechexperte Leu.
Anfang August erhielt Liubtayo die EU-Zulassung für die Erstlinienbehandlung in Kombination mit Chemotherapie bei fortgeschrittenem nichtkleinzelligem Lungenkrebs. Mit dem seit 2021 zugelassenen Evkeeza hat Regeneron das erste eigene Produkt gegen eine seltene Stoffwechselerkrankung. In der Gentherapie hat die Firma Kooperationen unter anderem mit Intellia einen Fuß in der Tür, um an marktreifen Produkten mitzuverdienen.
Die Konsensschätzungen der Analysten erwarten für 2021 dank des Corona-Effekts ein Umsatzplus von 54 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar. Unterm Strich soll der Konzerngewinn um 70 Prozent auf sechs Milliarden Dollar nach oben schnellen. Die Experten erwarten aber 2022 einen Gewinnrückgang um 20 Prozent, von dem ausgehend Regeneron wieder wachsen soll. In jedem Fall lässt das moderate 2022er-Kurs-Gewinn-Verhältnis reichlich Spielraum für positive Überraschungen beim Gewinn.
Regeneron Pharma verfügt über eine diversifizierte Pipeline, deren Umsatzpotenzial sich erst in den nächsten Jahren entfalten wird. Mit den Cashreserven von 6,7 Milliarden US-Dollar kann das Unternehmen die bis 2027 geplanten Investitionen in Forschung und Entwicklung locker stemmen. Den Aktienkurs stützen wird das noch größtenteils umzusetzende Aktienrückkaufprogramm von 1,5 Milliarden US-Dollar. Empfehlung: Kaufen
Bildquelle: BÖRSE ONLINE
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